Gottesdienst am Reformationstag, 31.10.2020

Erstellt am 31.10.2020

Musik zum Eingang

Begrüßung

 „Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“ (1. Korinther 3,11). Mit diesen Worten des Wochenspruchs heiße ich Sie zum Gottesdienst am Abend des Reformationstages herzlich willkommen. Schon die ersten Christen im griechischen Korinth brauchten diese Erinnerung: Die Grundlage unseres christlichen Glaubens ist Jesus Christus selbst! Auf ihn dürfen wir unser Vertrauen setzen, auf seine Zusage zu uns bauen. Damals wie heute verbauen wir uns selbst oft den Blick auf das Wesentliche. Ängste und Sorgen nehmen Raum. Wir halten uns an Geländern notdürftig fest, weil wir meinen, wir würden den Boden unter den Füßen verlieren – doch ein Gefühl der Sicherheit will sich nicht einstellen. So erging es Martin Luther, Mönch, Theologe an der Universität, Prediger an der Stadtkirche und Seelsorger.

„Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Je länger Martin Luther sich damit auseinandersetzte, was das bedeuten kann, umso mehr veränderte sich sein Verständnis davon, was wir als Menschen tun müssen und nicht zu tun brauchen, um von Gott anerkannt zu werden.

Da ist ihm ein Licht aufgegangen, da wurde es hell in ihm und um ihn herum. 

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

 Musik: Ein feste Burg, Text Strophe 1

 

Psalmübertragung
Gott ist unsere Hoffnung. Gott ist unsere Hilfe.
Wovor hast du Angst?
Vor der Dunkelheit?
Vor Corona?
Vor anderen Menschen?
Auch wenn alles verloren scheint, auch wenn du allein dastehst, die Einsamkeit spürst, vergiss nicht:
Gott ist unsere Hoffnung, Gott ist unsere Hilfe.
Worüber freust du dich?
Über neue Freunde?
Über Geschenke?
Über ein Lob?
Auch wenn alles ganz wunderbar läuft,
auch wenn jeder Tag Lachen schenkt, auch wenn du vor Freude tanzt,
vergiss nicht:
Gott ist unsere Hoffnung, Gott ist unsere Hilfe.
Gott ist bei dir, in Freude und Leid.
Gott ist bei dir, was auch kommen mag.
Gott ist bei dir, er macht dich stark und schenkt dir Geduld.
Vergiss nicht:
Gott ist unsere Hoffnung. Gott ist unsere Hilfe.
Amen. 

Musik: Ein feste Burg, EG 362, Text Strophe 2

Lesung:

Predigttext Matthäus 10, 26 b – 33

26 "Habt keine Angst vor Menschen!
Es gibt nichts verborgenes,
das nicht sichtbar wird,
Und es gibt nichts geheimes,
das nicht bekannt wird.
27 Was ich euch im Dunkeln anvertraue,
das sagt am hellen Tag weiter!
Und was ich euch ins Ohr flüstere,
das ruft von den Dächern!
28 Habt keine Angst vor denen,
die nur den Körper töten können,
aber nicht die Seele.
Habt aber umso mehr Angst vor dem,
der sowohl die Seele als auch den Körper
in der Hölle vernichten kann.
29 Kann man nicht zwei Spatzen für eine Kupfermünze kaufen?
Und doch fällt keiner von ihnen auf die Erde,
ohne dass euer Vater es weiß.
30 Aber bei euch ist sogar jedes Haar auf dem Kopf gezählt!
31 Habt also keine Angst!
Ihr seid mehr wert
als ein ganzer Schwarm Spatzen.
32 Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt,
zu dem werde auch ich mich bekennen
vor meinem Vater im Himmel.
33 Wer mich aber nicht kennen will vor den Menschen,
den will auch ich nicht kennen vor meinem Vater im Himmel
Halleluja
Gott der HERR ist Sonne und Schild, der HERR gibt Gnade und Ehre.
Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. 

Glaubensbekenntnis

Ohne Licht (im Dunkeln):
Wir gehen zurück nach Wittenberg vor 1517. Die Menschen haben Angst, sie haben Angst, Angst zu versagen, nicht anerkannt zu werden – und darin gleichen sie uns heute. Wichtiger noch als das Ansehen bei den Menschen war es ihnen, vor Gott bestehen zu können. So hatten sie Angst vor dem Ende der Welt, vor dem Gericht Gottes, vor dem Fegefeuer und vor Höllenstrafen. Auf vielen Bildern und Altären konnten sie es sehen, wie es einem Menschen ergeht, der nicht nach dem Willen Gottes lebt. Angst! Wer Angst hat, der fragt viel – damals und heute:
Wie kann ich Gott gnädig stimmen?
Durch Gutes tun? Durch Beten? Durch große Spenden? Reicht das aus?
Habe ich so genug erreicht, um vor Gottes Gericht bestehen zu können? Wartet auf mich Himmel oder Hölle?
Werden meine guten Taten die schlechten aufwiegen? Wie lautet Gottes Urteil über mich?
Wie groß ist Gottes Barmherzigkeit? Reicht sie auch für mich?
Werde ich Anteil an der Erlösung Christi bekommen?
Habe ich genug geleistet, damit die Rechnung aufgeht? Was fällt mir da noch alles ein …
Wird Gott mir meine Sünden vergeben?
Wird Gott mir verzeihen, dass ich es nicht immer geschafft habe, mich noch nicht einmal immer bemüht habe, nach seinem Willen zu leben?
Immer wieder hat Martin Luther sich diese Fragen gestellt. Immer wieder hat er in der Bibel nach Antworten gesucht. Aus dem Wort Gottes wollte er erfahren, wie Gott wohl gnädig zu stimmen ist. Im Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom fand er schließlich eine Antwort. Er las folgende Verse: „Im Evangelium wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus dem Glauben in Glauben, wie geschrieben steht: Der Gerechte wird aus Glauben leben.“ Dieser Bibelvers war für Martin Luther die Antwort auf viele Fragen. Ihm ist ein Licht aufgegangen.

Im Hellen (Licht an):
Wie bekomme ich einen gnädigen Gott? Die Antwort ist ganz einfach:
Gott ist gnädig. Seine Gnade hat er in Jesus Christus ein für alle Mal bestätigt. Da Gott sah, dass wir Menschen nicht aus eigener Kraft und Macht vor ihm bestehen können, schickte er seinen Sohn Jesus Christus in diese Welt.
Was muss ich tun, damit ich Gottes Gnade erfahre?
Nicht meine guten Taten zählen, nicht das Beten, nicht das Spenden, sondern die Tat Jesu Christi. Dass er für uns gestorben ist, darauf dürfen wir vertrauen.
Werde ich vor Gottes Urteil bestehen können?
Gott rechnet uns unsere Fehler nicht an. Gott sieht auf Jesus Christus, der uns gerecht macht. Er setzt das Plus als Vorzeichen vor unser Leben. Darauf dürfen wir bauen.
Wie groß ist Gottes Barmherzigkeit?
Gott bindet sich in Jesus Christus an uns in seiner Liebe. Gott hat sich allen gegenüber, die Jesus Christus vertrauen, zur Barmherzigkeit verpflichtet. Das ist sein Geschenk an uns. Darauf dürfen wir hoffen.
Gott sorgt für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.
Dass Gott uns unendlich wertvoll erachtet kommt ja schon in unserem Predigttext zum Ausdruck: Jedes Haar auf unserem Haupt ist gezählt! Jede/n einzelne/n unter uns kennt Gott in- und auswendig, mit jeder Faser seines Wesens ist er mit uns verbunden.
Was soll also passieren? “Seid darum ohne Furcht!” Auch diese vier Worte hatte Luther bis zu seiner neuen Erkenntnis als Voraussetzung gelesen, als Aufgabe, nicht als Zusage. Doch nun eröffnete sich eine vollkommen neue Botschaft, ein Evangelium, das diesen Namen auch verdient! Für Angst ist da kaum noch Platz, im Gegenteil: Gottes Gnade vermittelt Lebensmut! Auch und gerade in den Zeiten, in denen die Welt um uns herum unsicher und beängstigend wirkt. Luther konnte damit ganz anders auf das Leben blicken, ganz anders auf seine Kirche, ganz anders auf seine Welt.
Schaffen auch wir diesen Perspektivwechsel?
Immerhin leben auch wir in einer Zeit, die uns in der Corona-Pandemie mit ungeahnten Herausforderungen konfrontiert.
Jeden Tag blicken wir auf Zahlen, Statistiken, Grafiken, denen wir etwas Hoffnungsvolles abgewinnen wollen. Im Moment ist es jedoch nicht einfach, eine gewisse Zuversicht zu erhalten. Umso mehr bedürfen wir ja vielleicht dieser vier Worte, die uns Gott in Jesus Christus auch heute jedem/r einzelnen zuspricht.
“Seid darum ohne Furcht!” In ihnen liegt die frohe Botschaft, die wir in den Tageszeitungen derzeit nicht finden. Es wäre toll, könnten wir sie an einem Tag in allen Zeitungen auf der Titelseite in Großbuchstaben lesen, würden die Tagesthemen und das heute journal und all die Nachrichtensendungen mit diesem Satz beginnen, würden sie in den Talkshows vor jeder Diskussionsrunde diesen Vers in die Kameras sprechen:
Seid ohne Furcht, denn Gott hält euch in seiner Hand und lässt euch nicht mehr los.
Amen.

Lied: Licht der Liebe (H+E 379) Text: Alle vier Strophen

 Gebet (Taschenlampen leuchten alle)
Ich zünde ein Licht an.
Gegen alles Dunkel dieser Welt.
Ich zünde ein Licht an.
Gegen alle Unsicherheit,
alle Ratlosigkeit,
alle Angst.
Ich zünde ein Licht an.
Für heute
und für alle Tage,
die jetzt kommen werden.
Die dunklen.
Und auch die hellen.
Ich zünde ein Licht an für die Menschen.
Für die nahen und die fernen.
Für die zuversichtlichen
und die verzweifelten.
"Das Licht leuchtet in der Dunkelheit."
Mitten in meiner Sorge.
Mitten in allem Was-kommt-jetzt?
Mitten in dieser Welt.
Für mich und für dich.
Gegen die Angst.
Wir zünden ein Licht an.
Amen

Martin Luthers Abendsegen (EG 894)

Vaterunser

Lied: Der Mond ist aufgegangen (EG 482 Text Strophe 1 – 3)

Segen
Gott segne dich und behüte dich,
Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,
Gott erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Amen.

Musik zum Ausgang