Wochenspruch (2. Korinther 5,17):
Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur;
das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.
Lied: Morgenlicht leuchtet (eg 455)
Eingangsworte
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen. Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde
gemacht hat.
Eingangspsalm (Psalm 66 in Auswahl)
Jauchzet Gott, alle Lande!
Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich!
Kommt her und seht an die Werke Gottes,
der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.
Er verwandelte das Meer in trockenes Land,
sie gingen zu Fuß durch den Strom;
dort wollen wir uns seiner freuen.
Lobt, ihr Völker, unsern Gott,
lasst seinen Ruhm weit erschallen,
der unsere Seelen am Leben erhält
und lässt unsere Füße nicht gleiten.
Gebet
Du Schöpfer aller Dinge,
wie du die Natur zu neuem Leben erweckst,
so willst du auch uns Menschen erneuern
und einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen,
in denen Gerechtigkeit wohnt.
Belebe uns, wecke uns auf aus aller Verzagtheit,
dass wir den Mut haben zu glauben
und auferstehen zum Leben mit dir.
Durch Jesus Christus, unsern Herrn.
Amen.
Lied: Gott gab uns Atem, damit wir leben (eg 432; Wochenlied)
Predigt über Johannes 15, 1-8 (Evangelium des Tages)
Christus spricht: 1 Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. 2 Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. 3 Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. 4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. 6 Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.
7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. 8 Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.
Das Bildwort vom Weinstock und den Reben: Wer, liebe Gemeinde, kennt es nicht? Und auch wenn heute wieder nicht von der Kanzel gepredigt wird (sondern die Predigt auf Papier oder auf dem Bildschirm zu lesen ist), so kann doch die Kanzel predigen. Genauer: Die Kanzel in der Evangelischen Kirche am Markt, deren Vorderseite eben dieses Motiv des Weinstocks aufweist. So, als sei das ganze Evangelium (oder doch ein großer und wichtiger Teil von ihm) in diesem einem Sinnbild enthalten.
„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun“: Es war geplant, heute in unserer Gemeinde Konfirmation zu feiern (und zwar der Jungen und Mädchen, die im vergangenen Jahr ihre Konfirmation wegen Corona nicht haben feiern können). Gut möglich, dass dabei einem der KonfirmandInnen dieses Wort als Konfirmations-Spruch zugesprochen worden wäre. Und auch, wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als ob die meisten Jugendlichen mit ihrer Einsegnung aus der Kirche herauskonfirmiert werden und eben nicht bleiben - weg sind sie dennoch nicht! Die Konfirmation ist ja ein Abschluss; sie beendet die einjährige Unterrichtszeit, die die KonfirmandInnen durchgehalten haben, samt den geforderten Gottesdienstbesuchen und den Texten, die sie auswendig zu lernen hatten. Sie haben in dieser Zeit erfahren, dass Unterricht und Kirche nicht so langweilig und uninteressant sind, wie sie es vielleicht anfangs befürchtet hatten, sondern (auch) schön, spannend und lustig sein können. Aber dann, mit ihrer Konfirmation, haben sie diese Zeit hinter sich gebracht; haben (vielleicht zum ersten mal in ihrem Leben) etwas so Großes nachweislich geschafft: da kann es nach der Konfirmation doch gar nicht so weitergehen wie zuvor!
Nein, selbst wenn diese Jugendlichen erst einmal aus unseren Gottesdiensten und Gemeindehäusern verschwinden - der Kirche und derem Herrn haben sie deshalb noch lange nicht Ade gesagt. Sondern leben fortan als mündige Christenmenschen in der Schule, in Vereinen, in ihrer Freizeit, im Beruf. „Gottesdienst im Alltag der Welt“ hat der Apostel Paulus das einmal genannt, und wir haben wahrlich keinen Grund, den gering zu schätzen.
Dahinzu kommt: Auch wenn sie scheinbar nicht bleiben - ihnen bleibt etwas! Und zwar mehr als die Erinnerung an die Unterrichtszeit, an die Freizeit, an die Pfarrerin, die Jugendmitarbeiterin, die vielen anderen Konfi-TeamerInnen. Es bleiben ihnen: Worte! Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln - Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen - Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig - Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben: Das sind solche Worte, die bleiben. Die womöglich einmal vergessen werden, zugeschüttet sind. Und die irgendwann im Leben doch wieder auftauchen und präsent sind.
Worte, die bleiben. Die wir in uns tragen. Und die uns tragen, durch Freud und Leid, weil sie uns Trost, Stärkung oder Ansporn sein können und manchmal alles zugleich. Und doch kann es vorkommen, dass uns diese Worte fraglich werden. Dass wir ihnen vertrauen möchten, es aber nicht können. Mehr als Worte wünschen wir uns dann. Zeichen, die diese Worte beglaubigen können. So dass wir sie nicht nur mit den Ohren hören, sondern auch sehen, riechen, schmecken können. Anfassen, so dass wir uns daran gleichsam festhalten können. Das Abendmahl ist so ein Zeichen in den christlichen Kirchen. Sakrament nennen wir es, weil Christus dort noch anders als nur im Wort zu uns kommen will: „In, mit und unter Brot und Wein“, so haben es Gelehrte formuliert. Aber selbst solche dogmatischen Spitzfindigkeiten können nicht verbergen, dass es handfest wird, wenn die um den Altar versammelte Gemeinde Brot isst und aus dem Kelch trinkt.
Ohne mich könnt ihr nichts tun: Diese Wahrheit kaue ich beim Abendmahl durch, schmecke sie, erfahre sie. Natürlich kann ich, können wir, eine ganze Menge ohne ihn tun; Gutes ebenso wie Furchtbares. Manchmal wird uns aber sogar das Gute suspekt: Ist es tatsächlich so gut, wie wir es behaupten und gerne hätten? Und für wen ist es gut – etwa vor allem für uns? - Aber entscheidender ist wohl, dass alles, was wir ohne ihn tun, nicht zu wenig, sondern zu viel für uns ist: Als ob wir uns ständig beweisen müssten. Als ob wir uns selbst erschaffen könnten oder müssten. Dabei leben wir doch nicht aus uns heraus, sondern daraus, dass uns Einer ins Leben rief. Dass
uns Einer beschenkt hat mit allen Sinnen und mit Herz und Verstand. Dass uns Einer erhält, indem er uns stärkt und wachsen lässt. Aus den Wurzeln durch den Stamm über die Äste und Zweige fließt ein Kraft-Strom, der uns nährt und versorgt und leben lässt. Uns, die Reben - die davon leben, dass der wahre Weinstock sich für uns hingibt und reichlich austeilt, wessen wir bedürfen.
Wenn es heißt: Wer in mir bleibt und ich in ihm, dann müssen wir dieses „Bleiben-In“ gar nicht mystisch verstehen, sondern können es wörtlich nehmen: Christi Liebe ist wie ein weiter Raum, in dem wir eine Bleibe haben. In dem wir aufatmen können. Uns fallen lassen können. Uns frei bewegen und ausprobieren können ohne Angst haben zu müssen, aus diesem Raum heraus zu fallen. Und: In diesem Raum bin ich nicht alleine! Da sind andere vor mir, hinter mir, neben mir. Meine Schwestern und Brüder, die mit mir an seiner Liebe hängen, von seiner Liebe getragen werden. Und alle zusammen sind wir: der Leib Christi in der Welt!
Das kann Einen schon erschrecken lassen, dass Christus sich so sehr in unsere Hände gegeben hat. Dass er sogar Gottes Herrlichkeit von uns, von unserem Fruchtbringen, und das heißt ja: von unserm In-der-Liebe-Bleiben, abhängig gemacht hat. Aber wir brauchen uns nicht zu sorgen. Das Fruchtbringen versteht sich im Raum der Liebe von selbst. Wenn - nein: Weil wir bleiben. Wir in ihm - er in uns. Amen.
Lied: Komm, Herr, segne uns (eg 170)
Fürbittengebet
Gott, du hältst uns bei dir und umgibst uns,
du erfüllst uns mit deiner Kraft
und befähigst uns, wie Christus für andere da zu sein.
Wir denken an die Konfirmandinnen und Konfirmanden unserer Gemeinde und wünschen ihnen, dass sie bald ihre Konfirmation feiern können mit Eltern und Patinnen, Familien und Freunden.
Wir denken an alle, denen das Warten in den Zeiten des Lockdowns und der Einschränkungen lang und schwer wird: lass sie geduldig bleiben und auch vergnügt.
Wir denken in der Stille an die Menschen, mit denen wir uns freuen und mit denen wir leiden: (…)
Vater unser im Himmel …
Bitte um Gottes Segen
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott hebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.