Nach-Lesegottesdienst 11.07.2021

Erstellt am 13.07.2021

Herzlich willkommen zum Nach-Lesegottedienst vom 11.7.2021

Wochenspruch:

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“

Jes. 43,1

Den muss man nochmal lesen… schön langsam… sich auf der Zunge und im Herz zergehen lassen:

Fürchte dich nicht,

ich habe dich erlöst;

ich habe dich bei deinem Namen gerufen;

du bist mein!“

Der 6. Sonntag nach Trinitatis steht ganz im Zeichen der Taufe.

Dein Name und mein Name gehören zusammen, sind nicht mehr auseinanderzukriegen.

Der Vater, der Sohn, der Heilige Geist und… (setze deinen Namen ein).

Klingt komisch? Ist aber so!

Lied: eg 317 Lobet den Herren 1-5

Psalm 139, 1-10

Herr, du erforschest mich und kennest mich.

2Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.

3Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege.

4Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, Herr, nicht alles wüsstest.

5Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.

6Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen.

7Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?

8Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.

9Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer,

10so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.

Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein –,

12so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht.

Kommt und lasst uns anbeten:

Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,

wie es war im Anfang, jetzt und alle Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Gebet

Jesus Christus

Wir können gar nicht denken, was es heißt, dass unser Name in deinem aufgehoben ist, mitklingt und auch umgekehrt: Dein Name in unserem. Du hast dich eins gemacht mit uns in der Taufe.

Wo ist solch ein Gott, wie du? Wir danken dir, dass wir deine Kinder sein dürfen,

deine DNA auch unsere ist.

Amen

Lesung: Jes. 43, 1-7

Und nun spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! 2Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, und wenn du durch Ströme gehst, sollen sie dich nicht ersäufen.

Wenn du ins Feuer gehst, wirst du nicht brennen, und die Flamme wird dich nicht versengen. 3Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Ich gebe Ägypten für dich als Lösegeld, Kusch und Seba an deiner statt. 4Weil du teuer bist in meinen Augen und herrlich und weil ich dich lieb habe, gebe ich Menschen an deiner statt und Völker für dein Leben. 5So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir.

Ich will vom Osten deine Kinder bringen und dich vom Westen her sammeln, 6ich will sagen zum Norden: Gib her! und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring her meine Söhne von ferne und meine Töchter vom Ende der Erde, 7alle, die mit meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen und zubereitet und gemacht habe.

Halleluja

Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern,

ich will dich in der Gemeinde rühmen:

Halleluja

Lied: eg 200 Ich bin getauft auf deinen Namen

Predigt 6. So n Trinitatis 2021

Friede und Gnade vor Gott unserem Vater, Jesus Christus, dem Sohn und der Kraft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen

Bei mir ist „Matthäi am Letzten“.

Wenn das jemand sagt, steht es nicht gut um ihn.

Wenn das jemand sagt, ist er pleite, kurz vor dem Ruin… oder eben sonst wie am Ende.

Matthäi am Letzten – das ist heute Morgen unser Predigttext.

Matthäi am Letzten – das sind die letzten Verse des Matthäusevangeliums – das sind die letzten überlieferten Worte Jesu – sein Testament, wenn man so will.

Wer dazu noch Zeit hat, ein Testament zu machen oder letzte Worte bewusst zu sprechen, dann geht es dabei in der Regel nicht um Lappalien.

Da erzählt man nicht nochmal schnell seinen Lieblingswitz oder diskutiert das Ergebnis des Fußballendspiels.

Die letzten Worte sind bedeutend; haben Gewicht, sollen in der Regel für die Zukunft noch etwas regeln. Wenn ich kann, dann sagen meine letzten Worte noch einmal, was mir am Wichtigsten ist; was Geltung haben soll über mein Leben hinaus.

Matthäi am Letzten.

Ich lese einmal:

Aber die 11 Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie bestellt hatte. Als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Aber einige hatten auch Zweifel.

Jesus kam zu ihnen…

(Jesus kommt zu uns – hierher, wohin er uns bestellt hat; hierher, wo wir glauben wollen; uns vergewissern wollen und wo wir doch auch zweifeln.)

Jesus kam zu ihnen/ zu uns und sagte:

Gott hat mir alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde!

Geht nun hin zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern und Jüngerinnen:

Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes! Und lehrt sie halten alles, was ich euch geboten habe.

Und seht doch:

Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt!

Matthäi am Letzten.

Warum diese Worte für den Ruin, für das Ende, für ein „Jetzt ist es aus“ stehen… ich weiß es nicht.

Denn die Rede ist für die Menschen, die sich da um Jesus scharen ja ein Anfang – nach einem dramatischen Ende.

Die Freunde, die engsten Vertrauten, denen der Schock ja noch in den Gliedern steckt…

… Jesus am Ende, gefangen genommen, gefoltert…gekreuzigt, gestorben und begraben…

Keine Macht, geschweige denn Allmacht – so wie wir der Mensch sie in der Regel versteht, deutet und erwartet. Wir heute und die Jünger damals genauso.

Nur Ohnmacht – so, wie wir sie hier so eindrücklich sehen (Kreuz).

Und damit verbunden die entsetzliche Angst: Mitgehangen, mitgefangen… die nächsten, die sie holen, sind doch wir.

Und wofür???

Alles, was wir mit Jesus verbanden, erwarteten, glaubten… ist mit ihm doch gestorben.

Wir Narren. Wir Idioten. Reingefallen auf das Gerede von Sanftmut und Nächstenliebe,

von „Sorget nicht“ und „ich bin‘s, auf den ihr wartet“…

Reingefallen auf die Nähe zu Gott, die er vermitteln konnte. Reingefallen, auf ihre Sehnsucht danach.Haben wir das wirklich geglaubt, oder wollten wir es nur glauben?

Jesus, der Glaube, seine Worte und Haltungen, seine Stärke… alles festgenagelt und gestorben am Kreuz.

Das Gefühl des totalen Scheiterns – so fühlt sich an, was wir Matthäi am Letzten nennen.

(Die Soldaten werden indessen dafür bezahlt, dass sie verbreiten, sie – die Jünger - hätten den Leichnam Jesu aus dem Grab genommen und gestohlen. Das ist plausibel.

Das wird um sie herum für wahr gehalten.

Und ehrlich: Alles andere ist doch auch wirklich total lächerlich! Das ist die einzig logische Erklärung.)

Aber unter ihnen ist er seit geraumer Zeit wieder da… auferstanden…begegnet ihnen…uns… und beglaubigt, dass er das letzte Wort hat…

dass der Boden unter den Füßen nicht weg ist.

Und da stehen sie nun… da sitzen wir nun… zwischen den Stühlen der eigenen Seele …

Nochmal reinfallen? Auf den? Nochmal das Unmögliche annehmen?

Nochmal Jesus? Auferstehung glauben?

Dass er da sein wird – glauben… für seine Gemeinde und für mich ganz persönlich…

2000 Jahre bis heute…

Sie folgen seiner Einladung nach Galiläa, steigen auf den Berg. (auf den Bergen fanden die meisten Ausschlag-gebenden Ereignisse Israels statt; wurden wegweisende Worte Gottes gegeben…)

Und da stehen sie nun – Matthäi am letzten – zwischen allem Glauben und allem Zweifel und hören seine letzten Worte. Sein Testament. Sein: Das soll gelten für alle, die zu mir gehören.

Seine letzten Worte haben 3 Ausrufezeichen; 2 Aussagen über Jesus selbst und einen Auftrag.

3 Ausrufezeichen.

Keine Fragen. Kein „In Frage stellen“. Keine Vielleichts.

Auch keine Punkte - hinter austauschbaren, zu diskutierenden Sätzen.

Kein: Wenn ihr Lust habt und das hier für richtig haltet, dann glaubt es und tut es.

Gott hat mir alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden (Erstes Ausrufezeichen)

Mir die Macht gegeben… nichts unterscheidet mich von ihm. Ich und der Vater sind eins…klingt da an. Alle Macht mir – hier spricht kein esoterischer Kuscheljesus – dessen Worte wir verkürzen und glattbügeln können, bis er uns passt und er nicht mehr stört.

Mir ist Macht gegeben; Energie, Power, Initialzündungen, Schöpfungsmöglichkeit…

Nicht euer Glaube ist die Macht/ Kraft –

deshalb ist meine Kraft auch nicht von euren Zweifeln abhängig!

Ich habe sie. Ich bin sie. Mein Machtbereich: Der Himmel und die Erde…

mein Reich und das Reich der Welt…

Mein Machtbereich: dein Leben, dein Sterben und alles was danach sein wird…

weiter als du denken kannst wenn du mich lässt…. ist mir gegeben !

Da hinein - zu dem gehören wir seit er uns ins Leben rief und seit wir auf dieses Wort hin in der Taufe bekräftigt haben, dass wir in diesen Bereich gehören wollen.

Tauft sie! (2. Ausrufezeichen)

Auf meinen Namen: Vater Sohn Heiliger Geist

Taucht sie ein, taucht sie unter in meinem Namen.

Bedeckt sie, wie es nur Wasser leisten kann, bis in jede Ritze ihres Seins mit meinem Namen.

Lasst sie den Atem anhalten – raubt ihnen den Atem für den Moment des Untertauchens.

Verbindet sie mit meinem letzten Atemzug am Kreuz und hebt sie aus der Atemlosigkeit wieder heraus… lasst sie aufatmen in einem neuen Leben mit mir, symbolisch gestorben und reingewaschen… Neuer Mensch… Neues Leben…

Lasst sie für einen Augenblick spüren, wie es gewesen ist, als ich dem Menschen meinen Atem geschenkt habe. (Das ist Taufe - da ist nicht viel übrig geblieben bei 3 Händen voll Wasser)

Tut das! Ausrufezeichen

Es ist nicht egal, ob ihr das tut. Tauft sie!

Ich bin bei euch. Immer. Jeden Tag. Bis zum Ende der Welt. 3. dickes Ausrufezeichen

Ich bin bei dir! Immer!

Bis zum Ende - dieser Welt – deiner Welt …

Meine Welt kann ja zu Ende sein, wenn ich noch da bin… wie viel Angst haben wir davor?

Ich bin da bis zum Ende der Welt - Das ist demezresistent:

Wenn du nichts mehr weißt – ich weiß.

Wenn du deinen eigenen Namen vergisst – ich kenne dich.

Wenn du alles verlierst – mich nicht.

Wenn du am Ende bist – Matthäi am Letzten – fange ich erst an.

So wie das Wasser dich vollkommen umschließt, so umschließe ich dich mit meiner Macht…

Der Macht der Liebe, der Vergebung, der Möglichkeiten…

Als Luther am Ende seiner Welt war… am Tiefpunkt der Hoffnungslosigkeit… soll er ja das Tintenfässchen dem Teufel, dem Machtlosen, hinterhergeworfen haben mit den Worten:

Ich bin getauft.

Nichts kann mich scheiden von der Liebe Gottes…

Nichts Hohes noch Tiefes… keine andere Macht oder Gewalt… hatte er die Worte des Paulus übersetzt.

Ich bin getauft! Heißt: Er ist bei mir; immer, jeden Tag – jetzt!

Da steht ein Ausrufezeichen hinter 3 Ausrufezeichen!

Wir nennen es den Missionsbefehl.

Und ausgerechnet in der Kirche (mit ihrer zugegebener Maßen fragwürdigen Missions-Geschichte, die wir nicht wiederholen wollen), zucken die Menschen zusammen.

Mission (zucken) Befehl (zucken)

Aber wie sind wir doch allerorten missionarisch unterwegs.

Es gibt missionarische VegetarierInnen, NichtraucherInnen, BahnfahrerInnen, KlimaschützerInnen, FußballerInnen, TupperwareanpreiserInnen, GenderInnen ???? und sogar Wendlerfans.

(Diese Liste reicht auch bis ans Ende der Welt!)

Wovon wir auch immer überzeugt sind und begeistert:

Wir verbreiten es. Wir erzählen davon. Wir empfehlen es.

Wir teilen es (mit). Wir liken es und abonnieren es und twittern es…

Wir senden unsere mehr oder weniger maßgebliche Meinung in die Nachbarschaft, die Geburtstagsgesellschaft und das World Wide Web… Die Welt ist geflutet von MissionarInnen, die sich gesendet fühlen mit ihrem fotografierten Müsli und anderem… Zeug!

Ich meine:

Die einzige Nachricht, mit der es sich lohnt, die Welt zu fluten, ist eben die:

Jesus sagt: Mir ist gegeben alle Macht.

Es ist meine Macht – von der Sorte, die dich liebt und trägt und hält und nie verlässt.

Immer!

Alle Tage! Erdentage und Himmeltage! Bis ans Ende…

Mein Vermächtnis, mein Testament ist:

Lasst keinen Menschen von Edeka bis Timbuktu ohne diese Nachricht.

Missio: Ich sende euch!

Sagt es den Menschen: Ich bin da! Ihr habt eine Chance, aus dieser ver-zweifelten Welt aufzutauchen.

Ihr könnt eintauchen in meinen Namen, in mein Lieben und um euch wissen und euch (er)kennen…

Und ich stelle euch, die ihr getauft seid, in diese Verantwortung.

Ich sende euch. Geht hin zu allen Völkern -

(und weil ich ja weiß, wie schwer ihr euch damit tut, habe ich sie zu euch geschickt…sie sind um die Ecke…im Land Martin Luthers). Erzählt ihr ihnen von mir, macht sie zu meinen Freunden, tauft sie,

lehrt sie meine Gebote der Gottes- und Menschenliebe anzuwenden.

Und seht doch: Ich bin bei euch. Alle Tage. Bis ans Ende der Welt.

Matthäi am Letzten könnte für manchen ein Anfang sein!

Amen

Vater unser…

Es segne dich Gott, der die Macht hat im Himmel und auf deiner Erde – der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen