Gottesdienst 1. Sonntag nach Ostern - Quasimodogeniti 11. April 2021

Erstellt am 13.04.2021

Wochenspruch (1. Petrus 1,3):

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.          

 

Lied: Christ ist erstanden (eg 99)

Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis. Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen; seit dass er erstanden ist, so lobn wir den Vater Jesu Christ. Kyrieleis. Halleluja, Halleluja, Halleluja! Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

 

Eingangsworte

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.   Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde

gemacht hat.

 

Eingangspsalm (Psalm 116 in Auswahl)

Stricke des Todes hatten mich umfangen, des Totenreiches Schrecken hatten  mich getroffen; ich kam in Jammer und Not.

            Aber ich rief an den Namen des HERRN:

            Ach, HERR, errette mich!

Du hast meine Seele vom Tode errettet,

mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.

            Ich will den Kelch des Heils erheben

            und des HERRN Namen anrufen.

Gebet

Lebendiger Gott,

mächtig gegen die Kräfte des Todes:

Stärke uns, wenn wir verzagen.

Tröste uns, wenn Traurigkeit nach uns greift.

Begegne und bewege uns, wenn uns Zweifel lähmen.

Das bitten wir durch Jesus Christus,

unsere Hoffnung und unsere Freude.

Amen.

 

Lied: Mit Freuden zart zu dieser Fahrt (eg 108 – Wochenlied)

1. Mit Freuden zart zu dieser Fahrt lasst uns zugleich fröhlich singen,

beid, groß und klein, von Herzen rein mit hellem Ton frei erklingen.

Das ewig Heil wird uns zuteil, denn Jesus Christ erstanden ist,

welchs er lässt reichlich verkünden.

3. Singt Lob und Dank mit freiem Klang unserm Herrn zu allen Zeiten

und tut sein Ehr je mehr und mehr mit Wort und Tat weit ausbreiten:

so wird er uns aus Lieb und Gunst nach unserm Tod, frei aller Not,

zur ewgen Freude geleiten.

 

Predigt über Johannes 21, 1-14

1 Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so: 2 Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger. 3 Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sprechen zu ihm: Wir kommen mit dir. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts. 4 Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. 5 Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. 6 Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten's nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische. 7 Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte: »Es ist der Herr«, da gürtete er sich das Obergewand um, denn er war nackt, und warf sich in den See. 8 Die andern Jünger aber kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht fern vom Land, nur etwa zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen. 9 Als sie nun an Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer am Boden und Fisch darauf und Brot. 10 Spricht Jesus zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! 11 Simon Petrus stieg herauf und zog das Netz an Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht. 12 Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten: Es ist der Herr. 13 Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt's ihnen, desgleichen auch den Fisch. 14 Das ist nun das dritte Mal, dass sich Jesus den Jüngern offenbarte, nachdem er von den Toten auferstanden war.

 

Geheimnisvoll mutet an, was uns, liebe Gemeinde, hier als Nachtrag zum Johannesevangelium erzählt wird. Eine Geschichte voller Ungereimtheiten, Widersprüche und Merkwürdigkeiten. Dennoch ist es kein Traum, sondern eine Alltagsgeschichte. Eine Geschichte vom grauen Alltag. Denn vom Licht des Ostertages ist, zumindest anfangs, nichts zu sehen. Noch  nicht. Und nicht mehr. Obwohl das Osterfest erst eine Woche zurückliegt. Obwohl diese Geschichte 'danach' geschieht: Nachdem der Auferstandene seinen Jüngern erschienen ist; nachdem er sie ausgesandt hatte, ausgestattet mit der Kraft des heiligen Geistes und der Vollmacht, Sünden zu erlassen. All dies liegt erst wenige Tage zurück. Doch selbst, wenn die Jünger das nicht vergessen haben, sich noch daran erinnern: es ist für sie ein Stück Vergangenheit. Etwas, das sie nun, hier und jetzt, unberührt lässt. Weil der Alltag sie wieder eingeholt hat. Der Alltag, der wenig glänzend ist und gar nicht österlich. Die Jünger sind nach Galiläa zurückgekehrt – wohin, wenn nicht nach hause, hätten sie auch gehen sollen? Und sie tun, was sie vorher auch getan haben – schließlich haben sie das einmal gelernt: „Ich gehe fischen“ sagt einer, Simon Petrus, und die anderen gehen mit ihm. Weil auch ihnen der Magen knurrt.

 

Sie fischen, die ganze Nacht. Und mit dem anbrechenden Morgen erwartet sie Einer, den sie am wenigsten erwartet haben. Noch erkennen sie ihn nicht. Er aber offenbart sich den Seinen, indem er sie anspricht: „Kinder, habt ihr nichts zu essen?“ so fragt er sie. Und so fragt er uns. Denn in dieser Frage begegnet der Auferstandene seiner Gemeinde bis zum Tag des Jüngsten Gerichts: Habt ihr nichts zu essen für die, die hungrig sind? Habt ihr nichts Warmes für die, die vor Kälte frieren? Habt ihr nicht Zeit für die, die auf den Besuch eines Menschen warten? Habt ihr nicht Gerechtigkeit für die, die unter Unrecht leiden? Habt ihr nicht etwas, was den Menschen satt macht an Leib und Seele? Habt ihr nichts, gar nichts, gefangen beim Fischen?

 

Eine solche Frage tut weh. Weil sie uns zwingt, über den Ertrag unserer Arbeit, über die Früchte unseres kirchlichen wie weltlichen Treibens und Tuns nachzudenken. Rechenschaft abzulegen über unsere Betriebsamkeit, die sich gut macht, uns auch schmückt und mit Stolz erfüllt, aber sinnlos ist und ohne Ergebnis. Ich stelle mir vor, wie die Jünger versucht haben, dieser Frage (und einer Antwort darauf) auszuweichen: Man könnte ja das Netz noch einmal untersuchen, ob sich nicht doch der eine oder andere Fisch dort verfangen hat – dann hätten wir wenigstens etwas vorzuweisen und stünden nicht mit leeren Händen da. Oder man könnte Seemannsgarn spinnen und eine Geschichte erzählen von dem Fisch, der so groß war, wie wir es noch nie gesehen haben, und so schön auch, dass wir ihm die Freiheit schenkten und zurück ins Wasser warfen. Man könnte aber auch  (und das wäre wohl das Beste, weil unser Misserfolg so offensichtlich ist) das zugegebenermaßen nicht sonderlich reichliche Fangergebnis frank und frei eingestehen. Und um so mehr Nachdruck auf die ungemein harte Arbeit, die wir geleistet haben, legen: auf unseren vielfach bewährten Fisch-Fang-Verstand, auf die Schwielen an unseren Händen, auf unsere nassgeschwitzten Oberkörper. Ja, so könnte man antworten: Wir haben gefischt. Und haben gefischt. Und haben die ganze Nacht gefischt. Und haben …

 

„Nein“ antworten die Jünger stattdessen. Nein, wir haben nichts gefischt und haben nichts zu essen. Und gestehen so dem noch-nicht-erkannten Bekannten am Ufer, gestehen vor allem aber sich selbst die Vergeblichkeit ihres nächtlichen Mühens ein. Dieses Nein wird ihnen schwer gefallen sein. Und doch macht es sie, weil es die Wahrheit ist, frei. Befreit sie von dem mühseligen Geschäft, Ausreden erfinden und Ausflüchte suchen zu müssen. Befreit sie auch von allem Selbstzweifel, der einem die Tage und die Nächte lang und bitter machen kann.

 

„Nein“ antworten die Jünger. Und sie können sich diesen Offenbarungseid leisten, weil der unerkannte Fragesteller nicht die Absicht hat, sie zu ruinieren. Hatte er sie nicht liebevoll 'Kinder' genannt? Und war seine Frage nicht frei von Vorwürfen und Anklagen; so, als ob er die Antwort schon längst wisse und nur darauf warte, dass sie sie nachsprechen? Dass sie selber aussprechen, wie es um sie bestellt ist, damit sie sich ja keinen Illusionen hingeben?

 

„Nein“ antworten die Jünger. Sie gestehen die Ergebnislosigkeit ihres Tuns ein. Zu dieser für sich allein genommen schon heilsamen Selbst-Erkenntnis tritt noch eine weitere hinzu: die Erkenntnis ihrer Bedürftigkeit, ihres Angewiesenseins auf ihren Herrn. Der nämlich lässt sie nun finden, wonach sie von sich aus vergeblich gesucht hatten. „Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden.“ Und sie finden in der Tat. Fangen so über-reichlich, dass alle sieben gemeinsam das Netz nicht ziehen können wegen der Menge der Fische.

Warum sie auf der rechten Seite fündig werden und nicht auf der linken? Warum 153 Fische im Netz zappeln und nicht 126 oder 192? Ich weiß es nicht. Aber vielleicht ist beides auch gar nicht so wichtig. Unwichtig wie das genaue Gewicht der drei Scheiben Gouda, die wir uns gestern an der Käsetheke haben auswiegen lassen, genau 147 Gramm waren's, während wir die Nachbarin, die an der Kasse vor uns stand, auch wegen der Maske erst nicht erkannt haben. Dabei ist es doch das, worauf es ankommt (nicht unbedingt im Supermarkt, wohl aber in dieser Geschichte): dass die Jünger ihren Herrn erkennen. Und sie erkennen ihn aufgrund der lebendigen Fülle, die ihnen so überraschend zuteil geworden ist. Sie haben auf seine Stimme gehört ohne zu wissen, dass er es ist, der zu ihnen spricht. Sie haben nach seinem Wort gehandelt. Und dabei erfahren sie, dass der Auferstandene gegenwärtig ist.

 

„Es ist der Herr“: Einer von ihnen hat es erkannt. Nur einer – oder einer, der nur schneller war im Begreifen als die anderen? Gleich wie, einer sagt es den anderen. Und die ganze Jüngergemeinde kommt daraufhin in Bewegung. Der Eine lässt alles stehen und liegen und springt, nicht ohne sich zuvor noch anzuziehen, los, ins Wasser, um seinem Herrn möglichst bald möglichst nahe zu sein. Die anderen bleiben an Bord und bei ihrer Arbeit, kümmern sich um den Fang, und kommen dennoch nicht zu spät auch nicht zu kurz. 

 

„Kommt“: Diese Einladung gilt allen. Der, dessen Gegenwart sie  nicht erwartet haben, erwartet sie am Ufer des neuen Tages. Kommt: Und die Fische, die sie gefangen haben, dürfen sie mitbringen. Nicht, weil ihre Arbeit und deren Ertrag doch ausreicht, um den Hunger der Menschen (und ihren eigenen Hunger) nach Leben stillen zu können. Sondern weil die von ihnen gefangenen Fische Zeichen des Auferstandenen sind, Zeichen des Lebendigen. Lebens-Zeichen. Immer wenn Menschen auf sein Wort hören und danach tun, werden sie seine Gegenwart erfahren. Manchmal muss uns jemand darauf hinweisen und es uns sagen. Manchmal merken wir es von selbst; fühlen es, sehen es, schmecken es. Und brauchen dann nichts mehr zu fragen, weil wir unzweifelhaft wissen, dass Ostern geworden ist. Ostern mitten in unserem Alltag.   Amen.

Lied: Du gibst das Leben (lieder zwischen himmel und erde 253)

 

 

Fürbittengebet

Jesus Christus, der du auferstanden bist.

Wir bitten dich: Sei dort gegenwärtig, wo die Netze in unserer Welt  leer sind. Wo Armut herrscht, wo es am Nötigsten fehlt - an Nahrung, an Medizin, an Bildung, an Gerechtigkeit -, da lass deine Fülle fließen.

Wir bitten dich: Sei dort gegenwärtig, wo Kirchen und Gemeinden verzagen, weil ihre Mühen vergeblich scheinen. Schenke ihnen Geduld. Lass sie auf dich blicken und hören. Lade sie ein an deinem Tisch, an dem für alle genug da ist.

Wir bitten dich: Sei dort gegenwärtig, wo Trauer nach uns greift und das Oster-Licht verdunkelt. Dann lass uns dich erahnen, erkennen, spüren, glauben.

 

Vater unser im Himmel ...

 

Bitte um Gottes Segen

Gott segne uns und behüte uns.

Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.

Gott hebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.