Gottesdienst zum Ostersonntag 4. April 2021

Erstellt am 03.04.2021

Begrüßung

Ostern 2021. Gleich, ob wir Gottesdienst miteinander feiern können in der Kirche oder jede und jeder alleine für sich zuhause – uns gilt das Wort Christi, der sagt: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offenbarung 1,18)

 

Lied: Christ ist erstanden (eg 99)

Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen; seit dass er erstanden ist, so lobn wir den Vater Jesu Christ. Kyrieleis.

Halleluja, Halleluja, Halleluja! Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

 

Eingangsworte

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.   Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde

gemacht hat.

 

Eingangspsalm (Psalm 118 in Auswahl)

Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten:

Die Rechte des HERRN behält den Sieg!

Ich werde nicht sterben, sondern leben

und des HERRN Werke verkündigen.

Der Stein, den die Bauleute verworfen haben,

ist zum Eckstein geworden.

Das ist vom HERRN geschehen

und ist ein Wunder vor unsern Augen.

 

Gebet

Ostern, Aufstand des Lebens gegen den Tod.

Noch ist unser Leben vom Tod gezeichnet.

Ostern, Aufstand der Freude gegen das Leid.

Noch ist unser Leben vom Leid gezeichnet.

Nur ahnend erfassen wir das Neue.

Doch wir trauen dir, Gott, zu, dass du alles verwandelst

und dein Osterlicht heute durch uns leuchten lässt.

Darum beten wir zu dir im Namen Jesu Christi. Amen.

 

Lied: Erschienen ist der herrlich Tag (eg 106,1-4)

1. Erschienen ist der herrlich Tag, dran niemand g'nug sich freuen mag: Christ, unser Herr, heut triumphiert, sein Feind er all gefangen führt. Halleluja.

2. Die alte Schlange, Sünd und Tod, die Höll, all Jammer, Angst und Not hat überwunden Jesus Christ, der heut vom Tod erstanden ist. Halleluja.

3. Sein' Raub der Tod mußt geben her, das Leben siegt und ward ihm Herr, zerstöret ist nun all sein Macht. Christ hat das Leben wiederbracht. Halleluja.

4. Die Sonn, die Erd, all Kreatur, alls, was betrübet war zuvor, das freut sich heut an diesem Tag, da der Welt Fürst darniederlag. Halleluja.

 

Predigt über 2. Mose 14,8-14.19-23.28-30a; 15,20-21

Im Norden geht die Sonne auf? Im Osten geht die Sonne auf, im Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen wird sie untergehn, im Norden ist sie nie zu sehn. So, liebe Ostergemeinde, ein gereimter Merkspruch, der die vier Himmelsrichtungen im Uhrzeigersinn aufzählt und aneinanderreiht. Mit jeder der vier Himmelsrichtungen sind bestimmte Erinnerungen und Assoziationen verbunden: Bei Osten denke ich an exotische Gerüche und Geheimnisse aus 1001 Nacht; bei Süden an Wärme, Urlauben, Faulenzen; bei Westen an Freiheit und fast unendliche Weite; bei Norden schließlich an viel Natur und wenig Menschen. Doch bei aller Unterschiedlichkeit sind für mich die vier  Himmelsrichtungen gleichwertig. Keine ist besser als eine andere, keine ist schlechter. Keine ist vollkommen, keine ist fehlerhaft. Gerade in ihrer bunten Verschiedenheit spiegeln sie so die Vielfalt und den Reichtum der guten Schöpfung Gottes wider.

 

Im Norden geht die Sonne auf! So steht es auf einem Plakat, das ich beim Aufräumen wieder gefunden habe. Es wirbt für eine Ausstellung zur „Kulturgeschichte der Dortmunder Nordstadt bis 1933“. Die Nordstadt ist für Dortmund das, was Beifang für Selm war. Bis zur Industrialisierung überwiegend landwirtschaftlich genutzte Fläche mit Wiesen und Weiden, Feldern und Wäldern. Das änderte sich schlagartig, als am Ende des 19. / zu Beginn des 20. Jahrhunderts Zechen, Hütten und Stahlwerke wie Pilze aus dem Boden schossen. Die Nordstadt wurde zum Standort der Schwerindustrie. Und damit für die Menschen, die in ihr Arbeit fanden, samt deren Familien Wohn- und Lebensraum. Damals wurde die Stadt aufgeteilt (und die alten Grenzen sind immer noch zu sehen und zu spüren). Der Volksmund formulierte es so: „Im Osten wohnen die Posten (Industrielle und Bergwerksdirektoren), im Westen leben die Besten (Angestellte), im Norden hausen die Horden.“

 

Die Horden: ArbeiterInnen und Arbeitslose, Malocher, Kumpel – so die neutralen oder eher positiven Bezeichnungen. Pack, Proleten, Proll – so die negativen. Solche Horden tauchen auch in unserer Bibel auf. Und wenn wir jetzt präsentisch Gottesdienst feierten, würde ich mir beim Predigen die Maske aufsetzen, um beim folgenden Wort nicht mit der ganzen Verachtung auch allzu viele Aerosole frei zusetzen: „Hapiru“ - Pfui! „Hepräer“ - Bähh! Da schüttelt es einem doch schon beim bloßen Hören, oder? Hebräer: Abschaum, keine Frage. Und gerade die: hat Gott sich ausgesucht. Gerade die: hat Gott auserwählt. Gerade die: hat Gott zu seinem Volk - und sich zu ihrem Gott – erklärt! Gott hat ihr Geschrei gehört und ihre Not gesehen. Und beauftragt Mose, zu Pharao zu gehen und zu ihm zu sagen: „Der HERR, der Gott der Hebräer, hat mich zu dir gesandt und dir sagen lassen: Lass mein Volk ziehen“ (2. Mose 7,16).

 

Wie die Geschichte weiterging? Erst die zehnte Plage bringt Pharao dazu, die Hebräer, das Volk Israel, aus der Sklaverei in Ägypten ziehen zu lassen. Aber lange konnten sich die Hebräer nicht ihrer Freiheit erfreuen – davon (und von mehr) erzählt der heutige Predigttext:

 

8 Der HERR verstockte das Herz des Pharao, des Königs von Ägypten, dass er den Israeliten nachjagte. Aber die Israeliten waren mit erhobener Hand ausgezogen. 9 Und die Ägypter jagten ihnen nach, alle Rosse und Wagen des Pharao und seine Reiter und das ganze Heer des Pharao, und holten sie ein, als sie am Meer bei Pi-Hahirot vor Baal-Zefon lagerten. 10 Und als der Pharao nahe herankam, hoben die Israeliten ihre Augen auf, und siehe, die Ägypter zogen hinter ihnen her. Und sie fürchteten sich sehr und schrien zu dem HERRN 11 und sprachen zu Mose: Waren nicht Gräber in Ägypten, dass du uns wegführen musstest, damit wir in der Wüste sterben? Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast? 12 Haben wir's dir nicht schon in Ägypten gesagt: Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen? Es wäre besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben. 13 Da sprach Mose zum Volk: Fürchtet euch nicht, steht fest und seht zu, was für ein Heil der HERR heute an euch tun wird. Denn wie ihr die Ägypter heute seht, werdet ihr sie niemals wiedersehen. 14 Der HERR wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein. 19 Da erhob sich der Engel Gottes, der vor dem Heer Israels herzog, und stellte sich hinter sie. Und die Wolkensäule vor ihnen erhob sich und trat hinter sie 20 und kam zwischen das Heer der Ägypter und das Heer Israels. Und dort war die Wolke finster und hier erleuchtete sie die Nacht, und so kamen die Heere die ganze Nacht einander nicht näher. 21 Als nun Mose seine Hand über das Meer reckte, ließ es der HERR zurückweichen durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken, und die Wasser teilten sich. 22 Und die Israeliten gingen hinein mitten ins Meer auf dem Trockenen, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken. 23 Und die Ägypter folgten und zogen hinein ihnen nach, alle Rosse des Pharao, seine Wagen und Reiter, mitten ins Meer. 28 Und das Wasser kam wieder und bedeckte Wagen und Reiter, das ganze Heer des Pharao, das ihnen nachgefolgt war ins Meer, sodass nicht einer von ihnen übrig blieb. 29 Aber die Israeliten gingen trocken mitten durchs Meer, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken. 30 So errettete der HERR an jenem Tage Israel aus der Ägypter Hand. 20 Da nahm Mirjam, die Prophetin, Aarons Schwester, eine Pauke in ihre Hand, und alle Frauen folgten ihr nach mit Pauken im Reigen. 21 Und Mirjam sang ihnen vor: Lasst uns dem HERRN singen, denn er ist hoch erhaben; Ross und Reiter hat er ins Meer gestürzt.

 

Passa, der Juden Ostern. Ostern, der Christen Passa. Sklaven kommen frei. Ein Toter wird auferweckt. Und im Norden geht die Sonne auf. Amen.

 

Lied: Jesus lebt, mit ihm auch ich (eg 115,1.5)

1. Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken?

Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken.

Er verklärt mich in sein Licht; dies ist meine Zuversicht.

5. Jesus lebt! Ich bin gewiss, nichts soll mich von Jesus scheiden,

keine Macht der Finsternis, keine Herrlichkeit, kein Leiden.

Seine Treue wanket nicht; dies ist meine Zuversicht.

 

Fürbittengebet

Gott, du hast Christus vom Tode auferweckt. Er ist das Licht der Welt. Dafür sagen wir dir Lob und Dank. Und wir bitten dich

für die, die gefangen sind - in bitterem Elend, in seelischer Not, in sich selbst: dass sie frei werden;

für die, die nichts gelten – in den Augen anderer, oft genug auch in den eigenen Augen: dass sie erfahren, wie wertvoll sie sind;

für die, die immer schon verloren haben: dass sie spüren, es könnte anders sein, weil Du, Gott, noch viel mit ihnen vor hast.

 

Vater unser im Himmel ...

 

Bitte um Gottes Segen

Gott segne uns und behüte uns.

Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.

Gott hebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.