Votum
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Eingangsgebet
Singen sollen wir an diesem Sonntag, fröhlich sein, deine Zuneigung zu uns dankbar preisen
und dir, Gott, damit die Ehre geben.
Doch wir dürfen nicht! Die Corona-Epidemie und die Maßnahmen, die ergriffen werden,
um das Infektionsgeschehen einzudämmen, lassen unsere Lieder leiser werden,
ja verstummen.
Das macht uns traurig und lässt uns ein wenig hilflos zurück.
Darum hilf uns, Gott, an dieser Situation nicht zu verzweifeln und darauf zu hoffen,
dass sich die Zeiten wieder ändern werden. Amen.
Predigttext Johannes 2, 1 - 11
37 Als er das Wegstück erreichte, das vom Ölberg zur Stadt hinunterführt, brach die ganze Schar der Jünger in Freudenrufe aus; mit lauter Stimme priesen sie Gott für all die Wunder, die sie miterlebt hatten. 38 »›Gesegnet sei er, der König, der im Namen des Herrn kommt!‹« riefen sie. »Frieden bei dem, der im Himmel ist, Ehre dem, der droben in der Höhe wohnt! « 39 Einige Pharisäer aus der Menge erhoben Einspruch. »Meister«, sagten sie zu Jesus, »verbiete es deinen Jüngern, so zu reden!« 40 Doch Jesus gab ihnen zur Antwort: »Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien!«
Glaubensbekenntnis
Predigt
Liebe Leserinnen und Leser!
Der heutige Sonntag trägt den Namen „Kantate“, Singet. Eigentlich würden wir heute laut im Gottesdienst fröhliche Lieder singen, vielleicht ein neues Lied einüben und Herr Betting würde uns auf der Orgel begleiten. So war es in der Zeit vor Corona.
Wir spüren wieder mehr als deutlich genug und schmerzhaft, wie sehr uns Corona in unserem auch spirituellen Leben einschränkt. Natürlich behelfen wir uns so gut es geht, aber so richtig dasselbe ist es natürlich nicht. Und dann werden wir auch noch mit diesem Predigttext konfrontiert! Jesus zieht in Jerusalem ein und seine Anhänger feiern dieses Ereignis wie die Ankunft eines Königs. Mit Tanz und Gesang ehren sie ihn und lassen ihrer Freude freien Lauf. Manchen gefällt das nicht und sie wollen es ihnen verbieten. Und dann folgt dieser letzte Vers: “Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien!” Also: Wenn wir an diesem Sonntag schweigen müssen, um unsere und die Gesundheit anderer nicht zu gefährden, wer singt dann für uns und an unserer Stelle?
Nun kommt es den Pharisäern, die Einspruch gegen diese Ausgelassenheit erheben, nicht wirklich auf den Gesang an als vielmehr um den Text: “Gesegnet sei er, der König, der im Namen des Herrn kommt!” und “Frieden bei dem, der im Himmel ist, Ehre dem, der droben in der Höhe wohnt!” Damit deklarieren die Sänger Jesus als einen von Gott gesandten Boten, ja mehr noch: Sie rücken ihn in seine Nähe und betiteln ihn mit “König”. Die Theologen fürchten wohl – nicht ganz zu Unrecht -, dass hier der Messias begrüßt wird. Man sollte ihnen nicht unterstellen, dass sie nicht in guter Absicht handeln und nur reine Spielverderber sein wollen. Das Gegenteil ist wohl der Fall. Sie halten all das für Blasphemie. Und machen sich Sorgen, dass diese Verfehlung auf das ganze Volk zurückfallen könnte. Ihr Verhalten ist also geprägt von einem Gottesbild, das ihnen Angst einflößt. Bloß nichts verkehrt machen! Wer schweigt, sagt schließlich nichts Falsches.
Jesus scheint da anderer Meinung gewesen zu sein. Und das hat er auch immer wieder betont in seinen Gleichnissen und Predigten, aber auch in dem, wie er den Menschen begegnete. Wenn religiöse Vorschriften ihn daran hinderten, sich um andere zu kümmern, dann nahm er sich die Freiheit, sie zu ignorieren. Die Liebe war für ihn das Kriterium, an dem sich Traditionen, Riten und Gesetze messen lassen mussten. Und nicht selten ergab sich dabei, dass die gerade das verhinderten, was sie eigentlich garantieren sollten: ein gutes Verhältnis zum himmlischen Vater. Wer den Nächsten nicht sieht, hat auch Gott aus den Augen verloren. Das ist eine einfache Regel, die sich jeder merken kann und deren Umkehrung im Grunde genommen einfach zu befolgen ist: Wer den Nächsten im Blick hat, ist von Gott nicht weit entfernt.
Das bedeutet nun nicht, dass jedes Regelwerk vom Teufel wäre. Nicht selten helfen uns Vorschriften ja auch, Situationen zu meistern, gerade in Zeiten der Unsicherheit und der Krise. Den Nächsten im Blick haben kann eben auch bedeuten, sich zum Beispiel an die AHAL-Regeln und andere Maßnahmen zu halten. Auch wenn es bedeutet, wie zum Beispiel heute, auf Dinge zu verzichten, die uns wichtig sind. Darum: Auch wenn dieser Sonntage heute “Kantate” heißt, singen wir nicht gemeinsam im Gottesdienst! Auch wenn wir schweigen müssen, werden sich eben andere Stimmen erheben, um Gott zu loben und zu preisen und willkommen zu heißen. Wir brauchen nur die Bibel aufzuschlagen: Da ist das Heer der himmlischen Heerscharen, da ist Mara mit ihrem Lobgesang, das Volk von Jerusalem, als sie Jesus begrüßen, die Jünger, nachdem sie Abendmahl gefeiert haben, da sind Paulus und Silas, die selbst im Gefängnis singen, da ist Miriam, die auf die Pauke schlägt, da ist David mit seiner Harfe und nicht zu vergessen: all die Psalmenbeter, die uns ihre Lieder überlassen haben.
Kantate … diese Aufforderung gilt uns in diesem Jahr zu Hause – und da dürfen wir singen: im Stillen, besinnlich summend oder herrlich laut, in der Badewanne, unter der Dusche, im Garten, bei der Hausarbeit, in der Mittagspause … Im Evangelischen Gesangbuch lautet der Vers eines Liedes (EG 266): “Denn unermüdlich, wie der Schimmer des Morgens um die Erde geht, ist immer ein Gebet und immer ein Loblied wach, das vor dir steht.” Sorgen auch wir dafür, dass dieser Text zutrifft. Und freuen wir uns auf die Zeit, in der wir wieder gemeinsam unsere Stimmen erklingen lassen dürfen!
Fürbittengebet
Gott, du bietest den Ungerechten die Stirn und gibst den Sanftmütigen eine Chance.
Darum bitten wir dich:
Lass die Menschen nicht im Glauben, Geld könne unser Leben bereichern.
Lass die Verantwortlichen in der Wirtschaft erkennen, dass sie nicht nur mit Aktien, sondern vor allem mit Menschen handeln.
Lass uns nicht verzweifeln, wenn wir das Gefühl haben, nicht mehr gebraucht zu werden.
Lass uns für mehr Gerechtigkeit und Gleichberechtigung eintreten, auch wenn das bedeutet,
auf materielle Vorteile verzichten zu müssen.
Lass die Reichen das Teilen lernen, und die Armen das Annehmen.
Lass uns diese Corona-Krise gemeinsam bewältigen. Wir wollen nicht zulassen, dass ein Virus unsere Gesellschaft noch mehr spaltet.
So lass uns niemanden von deiner Liebe ausschließen, sondern alle einladen, dem Weg deines Sohnes zu folgen, der nur ein Ziel kennt: bei dir Heimat zu finden. Amen.
Vater unser
Segen
Gott segne dich und behüte dich. Er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Er erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen
Liedvorschläge:
EG 266 Der Tag mein Gott, ist nun vergangen
EG 324 Ich singe dir mit Herz und Mund
EG 305 Singt das Lied der Freude über Gott