Andacht Juni-August

Erstellt am 28.05.2022

Geh aus, mein Herz und suche Freud in dieser schönen Sommerzeit

Eine wunderbare Jahreszeit liegt wieder vor uns. Sommer. Lange, lauschige Abende, Wärme, Fahrradtouren mit Biergartenlaune oder einfach nur das schattige Plätzchen im bequemen Liegestuhl im eigenen Garten… Das jedenfalls wünschen wir uns alle und suchen es in der Sommerzeit.
Dass es auch anders kommen kann, führt diese Zeit uns deutlich vor Augen. Wetterkapriolen, langanhaltende Hitze mit Dürren und Bränden im Gepäck sind unsere Sommersorgen und die Konsequenzen unseres ausbeutenden Lebensstils. Am 4. Mai (!!) wurde bereits der Erdüberlastungstag für Deutschland ausgerufen. In nur 4 Monaten und 4 Tagen haben wir die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen aufgebraucht. Und als wäre das nicht genug, scheinen auch unsere diplomatischen Mittel und Reserven aufgebraucht. Zeitenwende und Weltkrieg sind die Schlagworte des Frühlings gewesen.
Dabei ist die Suche nach dem Glück uns Menschen eingegeben. Wir alle sind auf der Suche nach dem Sommerglück. Lösungen für die weitreichenden Probleme zu finden, wäre ein Glücksfund. Den einen Satz zu finden, der diesen Krieg beendet, wäre ein Schatz. Im Matthäus-Evangelium finden wir zwei Gleichnisse – jedes nicht mehr als ein Satz. Die Gleichnisse vom Schatz im Acker und der kostbaren Perle. Jesus benutzt Bilder, um uns etwas davon vor Augen zu führen, wie die Lebensqualität im Himmelreich – also in seinem Reich, seiner Vision vom echtem Leben – aussieht.
„Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker. Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und da er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“

 

Zunächst: Der Schatz, die Perle, das Glück, die rettende Erkenntnis… Leben mit göttlichem Gütesiegel liegt nicht einfach offen auf der Straße. Der Schatz liegt im Acker, die Perle wird von einem erfahrenen Kaufmann erst nach intensiver Suche entdeckt. Geh aus, mein Herz und suche…
Setzt eure Kraft, eure Zeit, euer Know-how dafür ein, zu suchen oder eben: zu finden. Das innere Bild vor Augen (vom Frieden, von Klimarettung durch Verzicht, vom Sommerglück…), das Herz in der Hand: Mach dich auf die Suche nach dem Glück, dem Himmelreich auf Erden.
Und natürlich sind wir alle auch Finder und Finderinnen.
Wir haben Erkenntnisse. Wir haben Wissen. Wir haben die guten Worte von Vergebung und Barmherzigkeit und Segen und Liebe… Wir haben gefunden. Und nun geht der Schatzfinder im Gleichnis hin und verkauft alles, was er hat… Wenn die Hände voll bepackt sind, wie soll ich den Schatz noch fassen und heben? Das gilt wohl auch für die Seele.
Er lässt los, liebgewonnene Lebensgewohnheiten z.B. für den neuen Schatz, den er erst noch heben muss. Er verspricht sich davon mehr Gewinn.
Und der Kaufmann, der gute, schöne, teure Perlen gewohnt ist? Auch er verkauft alles, um die eine zu bekommen. Ihm meine ich nicht so sehr den Gewinn-Maximierer anzumerken, sondern den Liebhaber.
Auf jeden Fall: Beide halten es für lohnend, sich von allem zu trennen für den kostbaren Fund. Jesus redet hier vor allem anderen davon, dass es sich lohnt, für die Begegnung und Beziehung zu Gott alles andere in den Schatten zu stellen und aufzugeben. „Am Ende“, sagt er, „stehst du nicht dumm da. Am Ende hast du etwas gefunden, das die Welt nicht aufwiegen kann.
Aber auch für unser gemeinsames Leben in dieser Zeit, auf diesem klein gewordenen Globus, sind diese Bilder eine gute Anregung. Wir müssen lassen!! Wir müssen in den Blick nehmen, was das wahre Glück für unsere Kinder und Enkel ist, die wir so lieben: und das liegt nicht im Haben, sondern im Lassen. Reich ist, wer wenig braucht.
Für diese Sommerzeit wünsche ich Ihnen von all dem viel:
Sommerglück, Entspannung, Ruhe, schattige Plätzchen, Vogelgezwitscher… alles Grüne für die Seele. Aber auch: gute Erkenntnisse und den Mut, sie umzusetzen. Verzicht üben, könnte ‚diePerle-finden‘ bedeuten. Kraft und Mut, den Frieden zu üben, wo er noch verborgen ist. Beten, wo wir ihn nicht selber üben können. Geht aus und findet!

Im Namen des ganzen Teams und des Presbyteriums unserer Gemeinde wünscht Ihnen und Euch einen wunderbaren Sommer voller Schätze und Perlen

Petra Grohnert